Wie die Hoffnung grün wurde

»Hoffnung bedeutet, gegen Windmühlen zu kämpfen, nicht wie Don Quichotte es tat, nein, denn Don Quichotte kämpfte in dem Glauben gegen die Windmühlen, es seien Teufel mit gigantischen Händen. Hoffnung ist, es genau wie ich zu machen, gegen Windmühlen zu kämpfen und gleichzeitig nur allzu gut zu wissen, dass es nur Windmühlen sind.«

Wie die Hoffnung grün wurde

Hoffnung bedeutet, gegen Windmühlen zu kämpfen, nicht wie Don Quichotte es tat, nein, denn Don Quichotte kämpfte in dem Glauben gegen die Windmühlen, es seien Teufel mit gigantischen Händen. Hoffnung ist, es genau wie ich zu machen, gegen Windmühlen zu kämpfen und gleichzeitig nur allzu gut zu wissen, dass es nur Windmühlen sind.
Ich versuchte, die Hoffnung in ihre ursprünglichen Komponenten zu zerlegen, als ich entdeckte, dass sie aus einem fahlen Mond besteht, der in den sechziger Jahren über Damaskus erschien, und einem schwachen Blitz, den ich in den Augen einer Frau sah, die ich an einem heißen Beiruter Abend im Monat Juli des Jahres 2016 wie einen Brotfladen vertilgte, ja, ich versuchte dieses hypothetische Ding, das Hoffnung heißt, in seine ersten Träume zu zerlegen, verzaubert durch die Details, fasziniert von dem orangefarbenen Zauber, der Kinder ihr Spielzeug auseinandernehmen lässt, als Jaques Derrida aus einem abgetragenen Mantel kam, den mir ein schwedischer Dichter in einem skandinavischen Winter übergab, und auf Französisch etwas murmelte, was einer Katze glich, die an einem heißen Tag in Granada auf einem Sofa schläft. Ich fragte ihn in klarem Arabisch: Du wurdest in Algerien geboren, warum sprechen wir dann nicht arabisch? Er antwortete in klarem Französisch: Nimm keine Hoffnung auseinander, du wirst so verlassen enden wie Tschernobyl, nass wie das Wasser, und fahl wie das Wiehern eines blonden arabischen Pferdes an einem aus Andalusien heraustretenden Abend, dann fügte er, wie Salz auf einen Teller, hinzu: Wo ist die Küche? Und in dem gleichen unhistorischen Augenblick, in dem ich Richtung Wüste zeigte, sagte er mit der Alltäglichkeit eines griechischen Dichters, der über das Meer spricht: Ich werde Kaffee machen, um der Nacht beim Wachbleiben zu helfen. Und er setzte etwas in einer Sprache hinzu, deren Metaphern mir nicht vertraut waren, aber Google Translate übersetzte, dass er ganz sicher wissen wolle, dass ich nicht durch eine Überdosis Kokain in dieser Nacht sterben werde, die einer Frau aus Tahiti auf einem Gemälde von Gauguin ähnelt. Ich versuchte, in die Bedeutung zu schlüpfen, indem ich über den Zaun sprang, der mich einrahmt, als ein fahler Mond herunterfiel, der Damaskus über einer Szene aus der virtuellen Welt beschien, und da entdeckte ich die Lust und erhielt eine nicht versiegende Gedichtquelle, deren Verse versuchen, das Wasser zu erklären und die Hoffnung zu bändigen; erinnert ihr euch, als ich euch in einem früheren Gedicht sagte, dass ich glaube, dass es ein wenig Hoffnung gebe, dass es ein wenig Hoffnung gebe? Gut, die Lage ist jetzt noch komplizierter geworden, nach der letzten Aktualisierung der Situation sieht sie nun folgendermaßen aus: Ich glaube, dass es ein wenig Hoffnung gibt, dass es ein wenig Hoffnung gibt, dass es ein wenig Hoffnung gibt.

Anmerkung 1:
Als die Menschen sahen, wie die Syrer sterben, damit die Hoffnung lebe, begannen sie angesichts der Tatsache, dass sie keine Scham verspüren, Scham zu verspüren.
Schnitt.

Hoffnung ist eine logische Analyse für einen Glücksfall. Die Göttliche Komödie ist nicht komisch. Meine Mutter sagt, dass der Tod ein Recht sei. Der Diktator erlässt ein Gesetz, das den Selbstmord verbietet, und wer das Gesetz missachtet und versucht, sich umzubringen, wird mit dem Tod bestraft. Die Liebe in Zeiten der Cholera ist eine wissenschaftliche Tatsache. Du lebst in einer Stadt, in der der Regen zur rechten Zeit fällt, und ich lebe in einer Stadt, in der die Möwen an einem Sommertag an Altersschwäche sterben, du bist Erinnerungen, ich mache ein Foto vor dem Eiffelturm, der aus in Algerien gestohlenem Eisen erbaut ist, in der Kälte tragen wir Gogols Mantel, wir sterben zweimal. Die Antwort auf deine Frage an mich aber, warum ich das Gedicht »Die Hoffnung ist grün« überschrieb, hat direkt mit deinen grünen Schuhen zu tun, wenn du deine grünen Schuhe trägst, wird die Hoffnung grün, verwandelt sich dieser blaue Planet in einen grünen Planeten, werden meine roten Blutkörperchen zu grünen Blutkörperchen, werden die gelben Sonnenblumen auf Van Goghs Gemälden zu grünen Sonnenblumen, das Schwarze Meer wird zum Grünen Meer, das Rote Meer wird zum Grünen Meer, das schwarze Damaskus wird grün. Die Wolken, die Kleider, die Wörterbücher sind grün, und die Erinnerungen. Aber meine sowieso schon grünen Augen werden noch grüner, und mein Herz wird zu einem Wald.

Anmerkung 2:
Wie wunderbar ist es, wenn der Mensch in Stockholm, wo ich lebe, Hoffnung hat, Stockholm ist für den, der es nicht kennt, eine Stadt, die für den Neandertaler gemacht ist, während es für einen Homo Sapiens wie mich schwierig ist, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, und obwohl ich nicht leugne, sie leidenschaftlich zu lieben, ist es doch leider eine einseitige Liebe, denn Stockholm bringt mir diese Liebe nicht entgegen, und wenn der April der schlimmste Monat ist, wie Elliot sagt, dann ist Stockholm die schlimmste Stadt, wie ich sage, aber da gibt es etwas Wichtiges, das mit der Hoffnung zu tun hat und das Stockholm einem Migranten ohne Hoffnung geben kann, denn in Stockholm kann man einen Lotterieschein für 46 Schwedische Kronen erwerben, und am Samstag, jeden Samstag, verliert der Schein, und man kauft einen neuen Lotterieschein, und auf diese Weise kauft man mit 46 Schwedischen Kronen Hoffnung für eine ganze Woche, und da das Jahr 52 Wochen hat, kann man für 2.392 Kronen Hoffnung für ein ganzes Jahr kaufen, das sind nach dem Umrechnungskurs des Tages, an dem dieser Text geschrieben wurde, 273 Dollar. O Gott, wie billig die Hoffnung doch ist.
Schnitt.

Anmerkung 3:
Die Casinoangestellte sagt zu mir: Keine Sorge, was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.
Ich frage sie: Und was ist mit dem, was in Syrien passiert?
Schnitt.

Vergessen ist, sich nicht zu erinnern, Hoffnung ist, sich an Dinge zu erinnern, die nicht passiert sind.


Aus dem Arabischen von Larissa Bender