Utopische Brachen & Restauratives Begehren

Bombenlücken, ehemalige Grenzzonen, Denkmäler kolonialer Besatzung, Ruinen wirtschaftlicher Umbrüche, kontaminierte Gelände, ausgestorbene Retortenstädte: Urbane Brachen sind Orte historischer und gesellschaftlicher Umbrüche, klaffende Leerstellen, überdeterminierte Residuen am Rand des Vergessens, zugleich aber auch prädestinierte Stätten utopischer Neuanfänge. Immer schon leben Menschen auf vielschichtigen und vielgestaltigen Trümmerfeldern, in der Bausubstanz vorausgegangener Generationen, nutzen deren Material für Um- und Neubau, werden zerstörte Räume neu besetzt und umgewidmet. Vielleicht müssen aber auch die ästhetischen und architektonischen Prämissen, die lange unsere Vorstellung der Zukunft geprägt haben, dekonstruiert und in gänzlich andere Perspektiven gestellt werden.

Können wir die Vergangenheit reparieren? Wie verhindern, dass die Utopien von heute zu Ruinen von morgen werden? Welche Alternativen lassen sich finden zwischen Kahlschlag und Restauration, welche Perspektiven sich eröffnen zwischen schöpferischem Abriss und sozialer Wiederaneignung? Und welche neuen Lebensgründe können aus den Wissensschichten menschlicher Geschichte geborgen werden? Mit welchen Mitteln kann Vergrabenes und Zerstörtes nicht nur reaktiviert, sondern nachhaltig erneuert werden, wie kann ein zukünftiges Bauen und Wohnen aussehen, das nicht zuletzt zu einem anderen Verhältnis zwischen Stadt und Land, Peripherie und Zentrum führt und auch abgehängte ländliche Gebiete mit einzubeziehen weiß?