Aller Kolonialismus und Imperialismus operiert an und mit Grenzen, sichert -seine Macht durch die unerbittliche Kontrolle von Einschluss und Ausschluss. Aber auch keine Form des Kapitalismus ist denkbar ohne Grundbesitz und eine -rechtlich fundierte Trennung von Eigenem und Fremdem. Landnahme und die Schaffung neuer Wertschöpfungsketten gehen dabei Hand in Hand. Die vermehrte Parallelität von wirtschaftlicher Globalisierung und persistierenden Nationalismen spiegelt sich in einer Simultanität von freien Finanzflüssen und gewaltsam gelenkten Migrationsrouten. Zeigt aber nicht die planetarische Katastrophe von Klimawandel und Artensterben, dass die Auswirkungen grenzenlos sind, während es die Aufteilung der Erde ist, die die Zerstörung der Lebensgrundlagen aller mit sich bringt? Muss also nicht jede territoriale Ordnung überhaupt in Frage gestellt werden?
Immer schon war das Nomadische nicht nur ein Überlebenskonzept, sondern ein gänzlich anderes Weltverhältnis. In permanenter Durchquerung werden selbst Wüsten zu lebbaren Orten, ermöglicht eine überlieferten Rhythmen folgende Bewegung eine Koexistenz von Mensch und Natur. Wie aber könnte heute, auf einem längst aufgeteilten Planeten, ein nomadisches Denken und Handeln aussehen, wie die deterritorialisierende Kraft des Werdens gegen die institutionalisierte Macht bestehen? Lassen sich dem Rückzug und der Insistenz auf Herkunft und Angehörigkeit vagabundierende Identitäten entgegensetzen, die zugleich der globalisierenden Nivellierung von Differenz entgehen? Aber was würde dies nicht nur für das Verhältnis von Ökologie und Ökonomie, sondern auch für das Verständnis von sozialer Identität und kulturellem Erbe bedeuten? Worin könnten zukünftige Allmenden und Commons bestehen und wie sähen dafür notwendige Allianzen und Assemblagen aus?