Gebrochene Hegemonien & Geteilte Ursprünge

Grundlegungen und Begründungen sind das ureigene Geschäft der Philosophie ebenso wie deren Kritik, Destruktion und Dekonstruktion. Von den Vorsokratikern bis in die abendländische Moderne wurden Prinzipien des Denkens und Handelns stets auf den Trümmern gestürzter Epochen errichtet. Ob die Moderne als abgeschlossen oder als unabschließbar betrachtet wird, sich die Bestimmung des Menschen an einer Seins- oder seiner eigenen Geschichtsvergessenheit entscheidet: Die Möglichkeit einer Menschheit scheint mehr denn je zwischen sich widerstreitenden Ansprüchen auf alleinige Gültigkeit aufgerieben, auf ewig in den Klüften gebrochener Hegemonien gefangen, die ohnmächtige Gewalt universeller Rechtssetzung die Zerrissenheit der humanitas nur immer weiter hervorzutreiben.

Wo aber auf der von phantasmatischen Herrschaftsgebieten völlig überzeichneten Weltkarte einen gemeinsamen Ort ausfindig machen? Kann ein Denken in Kategorien fundierender Setzungen jemals die endlosen Kriegsgründe um Identität und Heimat, Herkunft und Bestimmung neutralisieren? Mit welchem Ziel und in welchen Sprachen aber ließe sich die Fixierung auf den einen Ursprung lösen und eine von thetischer Gewalt befreite An-Archie vorstellbar machen? Was würde geschehen, wenn wir alles Erzählen als Übersetzen begriffen, jeden Ursprung als geteilten läsen? Welche anderen Formen des Denkens sind möglich jenseits und für alle Menschen?